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Ein Einblick als Rednerin für Freie Trauungen

Besondere Worte zu finden, für besondere Momente. Reden zu schreiben und zu halten ist meine Leidenschaft. Und so erzähle ich hier  Erlebnisse und Highlights von einigen Freien Trauungen...

 

DIE PREMIERE

Das sehr entspannt Paar habe ich „eingeweiht“, es war ihre erste Hochzeit und zugleich auch meine. Die Braut hat gleich gemeint, dann sind wir die „PremierenHochzeit“ und es war eine wunderbare Feier am Ufer des Wolfgangsees. Als sich der Einzug etwas verzögerte, meinte die Oma der Braut:   „ Das nächste Mal warte ich nicht mehr so lange.“ Bei dem Paar bleibt es sicher bei der einzigen Trauung, bei mir gab es mittlerweile viele Freie Trauungen in ganz Österreich.


Das zufälligste Kennenlernen

Jede Geschichte des Kennenlernens hat einen ganz wichtigen Wert. Und wie das erste Mal die Begegnung stattfindet, bleibt immer eine besonders Erinnerung. Manchmal ist es am Anfang „zach“, dann wieder wissen beiden von Beginn an, dass sie seelenverwandt sind. Über die Hälfte der Paare, die ich 2023 begleiten durfte, haben sich übrigens online kennengelernt. 

Diese beiden nicht: nennen wir sie Julia und Joachim: mittags, Julia saß mit zwei Kollegen in einem Lokal beim Essen. Einige Tische weiter arbeitete Joachim am Laptop. Der Kellner hatte entweder seinen ersten Arbeitstag oder er war verliebt, zumindest ziemlich verwirrt: er hat die Tische verwechselt und ständig das falsche Essen und Trinken gebracht, so entwickelte sich über die Tische hinweg eine spaßvolle Kommunikation. Beim Gehen hat Julia in die Sakkotasche von Joachim ihre Telefonnummer gesteckt. Als er diese bei einem dienstlichen Termin zufällig aus der Tasche gezogen hat, hoffte er sofort, dass es „DIE“ ist. Eine weitere Woche später, auf Schiurlaub mit Freunden, die ihm reichlich Mut zuprosteten, hat er ihr geschrieben – eine wunderschöne Hochzeit in den Bergen an einem strahlend blauen Sommertag.

Der coolste Heiratsantrag

Diesmal nennen wir unser Paar Lisa und Paul. Beide sagen, dass sie ziemlich unromantisch sind. Dienstag Abend beschließt Paul auf der Couch, Lisa einen Heiratsantrag zu machen. Schnell noch Teelichter und Rosenblätter bestellt, am Mittwoch wird der Ring gekauft, am Freitag gefragt. Und Lisa sagt „Danke“. Die Anfrage war dann übrigens am 1. April für irgendwann im Sommer, eine Traurednerin – das war dann ich und es war so eine tolle Trauung, von zwei Menschen mit ganz viel Herz.

Das berührendste Zweitgespräch

Um eine ganz persönliche Rede schreiben zu können, muss ich fragen, fragen, fragen. Und beim Antworten zuhören, sozusagen die Zwischentöne und -infos heraushören. Auch wenn es nicht den Eindruck macht: ich bin bei den Gesprächen hoch konzentriert. Und ich frage dann so ein bisschen um die Ecke. Ich habe ja die Lizenz zu fragen. Ich empfinde es als ein besonderes Privileg, so viel Einblick in andere Lebenswelten zu bekommen, gehe damit ganz bewusst, sensibel und vertraulich um. Einmal – nennen wir das Paar Lea und Felix - hat Felix im Gespräch gesagt, wie bedingungslos er Lea liebt. Später als Lea und ich kurz alleine waren, hat sie mit Tränen in den Augen enthüllt, dass Felix das zu ersten Mal ausgesprochen hat. 

Die herausfordernste Begrüßung

Mir ist es immer ganz wichtig, alle Menschen Willkommen zu heißen. Und wenn Gäste nicht Deutsch können, dann lerne ich die wichtigsten Texte – Begrüßung, einige Sätze der Rede, Auszug in ihrer Sprache. Englisch und Französisch kann ich, aber bei Polnisch war das wirklich eine Herausforderung! Tagelang habe ich mit Audios geübt, die Freude darüber hat alles aufgewogen.

Die tierischte Trauung

Einige Male hat der Hund die Ringe zum Trautisch gebracht. Einer war so aufgeregt, dass er beim Warten die Leine fast durchgebissen hat. Bei Marlene und Peter sollte ihr Hund nur am Rande dabei sein. Der hat sich aber offensichtlich am Liebesglück seiner Hundeeltern ziemlich leid gesehen und als er eine Hündin erblickte, von der Leine losgerissen, ist ihr nachgesprintet und so haben die beiden laut bellend die Hochzeitsgesellschaft umkreist…


Die gesuchten Ringe

Bei fast der Hälfte der Trauungen, gab es bereits Kinder. Wenn die dann die Ringe bringen, kann das herausfordernd werden: So auch bei Pia: ganz tapfer ist sie mit ihren 2 Jahren nach vorne getrippelt, aber die Bänder, mit denen die Ringe im Ringkissen befestigt waren, die haben es ihr angetan. Und kurz VOR dem Tisch, wo ihre Eltern erwartungsfroh ihre Prinzessin und die Ringe in Empfang nehmen wollten, hat Pia es endlich geschafft, die Bänder auseinanderzuziehen…

Der speziellste Ringtausch

Wie den Ringtausch durchführen, wenn sich Sabrina und Niklas am Vortag die Ringe tätowieren lassen? Handfasting war somit das Thema und so komme ich zu meiner tollsten Schulung: Handfasting mit meiner Rednerinnen - Kollegin Manuela“ am Wolfgangsee. Im Dirndlkleid. Unseren Plan das am Stand Up Paddle zu lernen, mussten wir mangels Gleichgewichtes wieder aufgeben, unsere Dirndl waren mittlerweile patschnass. Aber dann: mit einer Schnur, mit 2,3,4 und 5 Bändern und Seilen haben wir geknüpft, geknotet und ganz viel gelacht und es könnte sein, dass wir uns auch dabei ein Glas Sekt gegönnt haben…

Die schmerzhafteste Trauung

Wenige Tage vor einer Trauung am Freitag und am Samstag, habe ich mir das Zehengrundgelenk gebrochen. „Hauptsache du kommst“ war der Kommentar beider Bräute. FlopFlop statt High Heels, am Freitag im Sitzen, am Samstag bin ich bereits gestanden. Überhaupt: eine Rednerin kennt keinen Schmerz, dazu ist das Ereignis viel zu wichtig. Und immer gut zu wissen: ich habe Kolleginnen, und wir vertreten uns, sollte es doch einmal ganz schlimm werden.

Meine "Mitbewerber"

Der Standesbeamte

Ursprünglich war eine standesamtliche Hochzeit in der Location geplant. Aber Beatrix und Johannes – diesmal gebe ich ihnen diesen Namen – wollten MEHR. Und so haben wir die Hochzeit gemeinsam gestaltet. Ich durfte ca. 80%, der Standesbeamte 20%  vorne stehen. Wir waren geniale Partner, als ob wir das schon oft gemeinsam zelebriert hätten. Wiederholung von beiden Seiten gewünscht.

Der Pfarrer

einer meiner langjährigsten Freunde ist Pater Dietmar – jetzt darf ich den richtigen Namen nennen. Er ist weltoffen, kreativ und sehr empathisch. Wir versorgen uns mit Literatur, Ideen und seine „Erfolgsquote“ ist mir ein Vorbild. 95% der vielen Paare, die er bereits verheiratet hat, sind es immer noch. Da wir uns spaßhalber „matchen“, strebe ich natürlich 100% an.

 

Fazit

Was ich an meiner Berufung als Rednerin so gerne mag: 

♾️ Es freut mich jedes Mal wieder, das erste Mal die Menschen sehen, für die ich eine Zeremonie gestalten darf, besonders wenn ich Emotionen und Gefühle spüre. Und wenn ich Paare zum Nachdenken anregen kann. 

♾️ Ich sehe mich als Ermöglicherin, die eine große, respektvolle  Verantwortung übernimmt. Mit Ernsthaftigkeit und Leichtigkeit.

♾️ Die Stimmung in der Location VOR der Trauung, das Kennenlernen der anderen Mitwirkenden: von Fotographen, Musikern, Floristen, Ansprechpartner der Location: alle eint das Ziel, eine stimmige Trauung zu schaffen die im Herzen bleibt 

♾️ Kreativität und Leidenschaft

♾️ Mit dem Hochzeitspaar anstoßen, wenn von ihnen und mir die Anspannung abfällt

♾️ Fotos zu bekommen

♾️ Und natürlich kontaktiert und  engagiert zu werden“.

 

Was ich mir wünsche:

♾️ Freie Trauungen auch für Paare mit Lebenserfahrung, für die es vielleicht das zweite Mal ist, dass sie die Liebe – noch einmal – finden.

 

Den Bogen des Lebens gestalten: 

WILLKOMMEN : HOCHZEIT : JUBILÄUM : ABSCHIED

 

Meine Tätigkeit erfüllt mich mit sehr viel Freude, da ich eine sehr  besondere Zeit im Leben anderer Menschen miterleben darf und so oft „Danke“ gesagt bekomme.